Die Geschichte der Behindertengenossenschaft INMET
Die Entwicklung der Genossenschaftsbewegung in Europa bahnte sich bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts an und feierte die größten Erfolge in Belgien, Frankreich und den Niederlanden. Fast zeitgleich wurden auch in Polen die ersten Genossenschaften gegründet, vor allem in den damals unter preußischer und österreichischer Besatzung stehenden Gebieten. Eine besonders wichtige Rolle bei der Gründung von Genossenschaften kam der Land- und Bankwirtschaft zu, wo sich auch die meisten Entwicklungsmöglichkeiten boten. Ende des 19. Jahrhunderts wurden viele landwirtschaftliche Genossenschaftsbanken und landwirtschaftliche Genossenschaften gegründet. Es muss dabei deutlich betont werden, dass wirtschaftliche Organisationen wie Genossenschaften freiwillig unter den Bedingungen eines harten Marktwettbewerbs und unter Einsatz des Eigenkapitals der Mitglieder der jeweiligen Genossenschaft gegründet wurden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam es in Polen zu grundlegenden, systempolitischen Veränderungen. Ein turbulenter Prozess der Gründung unterschiedlicher Arten von Genossenschaften unter der strengen Aufsicht der damaligen kommunistischen Behörden findet statt. In dieser Zeit, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde unsere Genossenschaft unter dem zu der damaligen Propaganda sehr passenden Namen gegründet: 22 Lipca (22. Juli). Die Behindertengenossenschaft INMET Kędzierzyn-Koźle wurde am 02.06.1951 gegründet und nahm am selben Tag ihren Betrieb auf. Laut Protokoll der Gründungsversammlung der Genossenschaft wurde diese von einer Gruppe von 14 Gründungsmitgliedern errichtet. Aus diesem Personenkreis wurden in der Gründungsversammlung ein dreiköpfiger Vorstand und ein fünfköpfiger Aufsichtsrat gewählt. Ferner wurde verabschiedet, dass die Tätigkeit der Genossenschaft in folgende Richtungen gehen sollte: Dienstleistungen in den Bereichen Tischlerei, Polsterei, Sattlerei und Schlosserei, sowie Produktion in den Bereichen Bürstenherstellung, Korbflechterei und Weberei. Als Einzugsgebiet wurde die Stadt Koźle mit dem gesamten ehemaligen Landkreis Koźle gewählt. Der erste Sitz der Hauptverwaltung der neu gegründeten Genossenschaft befand sich in Koźle in der ul. Piramowicza 17, wo auch dem Kerngeschäft nachgegangen wurde. Man betrieb auch Dienstleistungsstandorte in anderen Ortsteilen von Koźle, in Pawłowiczki und in Strzelce Opolskie. Zu Beginn ihrer Tätigkeit beschäftigte die Genossenschaft 42 Arbeitnehmer. Ihre Entwicklung, insbesondere in den Bereichen der Glas-, Bürsten-, Polster- und Textilindustrie, haben zu einer systematischen Steigerung der Beschäftigung, der Bedeutung der Genossenschaft sowie des besonders hervorgehobenen Umfangs der beruflichen und sozialen Eingliederung von Behinderten beigetragen.
Die dynamische Entwicklung der Genossenschaft führte dazu, dass die Geschäftsleitung 1958 den Bau eins neuen Gebäudes für die Herstellung von Produkten für die Glas- und Chemieindustrie in Koźle in der ul. Portowa, wo sich der heutige Hauptsitz befindet, beschloss.
Das Vorhaben wurde 1961 beendet und in Betrieb genommen, was einen Anstieg der Beschäftigung auf rund 300 Personen und eine erhebliche Steigerung des Produktionswerts zur Folge hatte.
Dabei sei darauf hingewiesen, dass in dieser Zeit die Genossenschaft hauptsächlich in den folgenden Industriebereichen tätig war:
• Holzindustrie – Herstellung von Küchen- und Polstermöbeln
• Glas- und Chemieindustrie – Herstellung von Laborgeräten und Schleif-, Haushalts- und Industriepulvern
• Sonstiges – Herstellung von Bürsten, Matratzen und Erbringung von Dienstleistungen für die Industrie.
In den Folgejahren, als die wirtschaftliche Tätigkeit um Dienstleistungen im Bereich von Sanitär-, Zentralheizungs- und Gasanlagen (ohne Anschluss an das Gasnetz) erweitert wurde, erfuhr die Genossenschaft 1967 einen neuen Wandel. Dieser zielte auf die Verstärkung der Produktion für die Glas- und Chemieindustrie, die Einführung von Produkten für die Metallindustrie und gleichzeitig auf die vollständige Auflösung der Abteilungen Tischlerei und Polsterei. Zu diesem Zeitpunkt wurde von der Arbeitsgenossenschaft in Warschau die Herstellung von elektrischen Backhauben übernommen und in das Produktionsportfolio der Genossenschaft aufgenommen.
Trotz dieser zahlreichen Veränderungen und den Wandel in der Genossenschaft, standen die behinderten Mitarbeiter und ihre Eingliederung – also das allerwichtigste Ziel ihrer Tätigkeit – immer im Mittelpunkt. Die Produktion für die Glas- und Chemieindustrie, die von 1959 bis 1971 ausgeübt wurde, musste trotz einer großen wettbewerbsfähigen Produktnachfrage, wegen ihrer schädlichen Wirkung auf den Prozess der Behindertenrehabilitation geschlossen werden.
Die eingeschlagenen Richtungen der wirtschaftlichen Entwicklung der Genossenschaft nach 1971 standen unter dem Zeichen einer dynamischen Entwicklung der Produktion im Bereich Metall und Elektro und der Dienstleistungen im Bereich der Gasinstallationen (ohne Anschluss an das Gasnetz). Zu den Hauptprodukten zählten: Kuchenbleche in verschiedenen Größen, Elektromagnete und elektrische Backhauben sowie in Kooperation mit WSK Świdnik hergestellte Ansauggeräuschdämpfer für Motorräder und andere notwendige Kleinteile. Seit 1974 intensivierte die Genossenschaft den Ausbau von Sozial-, Lager- und Hilfseinrichtungen.
In den Jahren 1975 – 1978 wurden das „Atrium“, ein Fertigproduktlager, ein Lager für Propan-Butan-Gasflaschen, ein Rohstoff- und Materiallager sowie ein Kesselhaus, Garagen und ein Pförtnerhaus in Betrieb genommen. Dieser Zeitraum ist sehr signifikant, da sich unsere Genossenschaft von der Produktion für die Metallindustrie auf die elektrotechnische Industrie umstellte. Dies resultierte aus der verstärkten Ausrichtung auf die Produktion von elektrischen Backhauben und Elektromagneten.
Diese wirtschaftliche Neuorientierung entsprang der Notwendigkeit, angemessene Bedingungen an den einzelnen Arbeitsplätzen zu schaffen und eine angemessene berufliche Eingliederung von Behinderten sowie deren medizinische und soziale Betreuung zu gewährleisten.
Die nächste Entwicklungsphase der Genossenschaft begann im Mai 1982, als die Entscheidung getroffen und das Handlungsprogramm verabschiedet wurden, den Status einer geschützten Arbeitsgenossenschaft zu erwirken.
Dank der vorbildlichen Organisation, der Zusammenarbeit aller Bereiche und dem persönlichen Einsatz eines jeden Genossenschaftsmitglieds wurde unser Arbeitsbetrieb am 5. Dezember 1985 vom Prüfungsausschuss als geschützte Arbeitsgenossenschaft anerkannt.
Einen großen Beitrag zu den damaligen Veränderungen in der Genossenschaft leistete der damalige Vorstand mit dem Vorsitzenden Mieczysław Przebinda.
Eine bittere Wirtschaftslektion in der polnischen Realität erlebte die Genossenschaft jedoch in den Jahren 1989-1992, als in unserem Land ein grundlegender Systemwechsel einsetzte. Wie alle anderen Betriebe in Polen wurde auch die Genossenschaft von der Reform der Volkswirtschaft stark getroffen. Es gelang unserem Betrieb, diese Zeit erfolgreich zu überstehen und die Belegschaft ging aus dieser Prüfung geschlossener und mit mehr Erfahrung hervor. Trotz der schwierigen und unsicheren Situation unternahmen Mitglieder den mutigen Versuch, den Betrieb nach dem neuen Genossenschaftsrecht zu reformieren. Sehr schwierige Themen, die damals übrigens alle Genossenschaftsunternehmen stark beschäftigten, wurden bei uns eingehend diskutiert und eine neue Satzung wurde in der Hauptversammlung verabschiedet. Nach der Neuregelung des Genossenschaftsgesetzes gehört das gesamte Betriebsvermögen seinen Mitgliedern.
Die Hauptversammlung der Spółdzielnia im. 22 lipca, die am 28. Februar 1992 abgehalten wurde, beschließt eine Änderung der Satzung, auf deren Grundlage die Genossenschaft den neuen Namen „Spółdzielnia Inwalidów „Inmet“ bekommt. Sie tritt am 1. Januar 1993 in Kraft.
1997 war ein tragisches Jahr und wird unseren Mitarbeitern noch lange in Erinnerung bleiben. Am 9. Juli wurde die Genossenschaft von Hochwasser überschwemmt und Mitarbeiter, die von Kędzierzyn und Koźle pendelten, konnten ihren Arbeitsort nicht mehr erreichen.
Das sogenannte Jahrtausendhochwasser, richtete in der Genossenschaft enorme Schäden an. Der Wasserpegel erreichte damals 4 Meter. Nach einigen Tagen, als das Wasser etwas zurückging, erreichten erste Gruppen von Mitarbeitern den Betrieb und sahen das Ausmaß der Zerstörung. Es war ein erschreckender Anblick. Alles war zerstört und verwüstet. Herabfallender Putz, ein schrecklicher Gestank und eine teilweise 10 cm dicke Schlammschicht. Der zerstörte Maschinenpark sowie durch das eingedrungene Wasser ruinierte Schaltschränke und Motoren der Maschinen führten zu einem mehrmonatigen Stillstand und daraus resultierenden finanziellen Engpässen.
Der geschätzte Schaden des Hochwassers überstieg PLN 800.000.
Um die Genossenschaft auf den Stand vor der Flut zu bringen, wurden ein Handlungsplan entwickelt. Es wurde mit der Beseitigung der Hochwasserfolgen begonnen. Die erste Aufgabe umfasste die Wiederherstellung der Stromversorgung, wobei wir große Unterstützung von den Energiefachleuten der Chemiewerke in Blachownia erhielten.
Zur gleichen Zeit wurden auf dem gesamten Werksgelände Reinigungsarbeiten durchgeführt. Einzelne Maschinen und Geräte wurden nach und nach in Betrieb genommen. Im August starteten wir mit unserer Produktion.
Die großen Handelsketten forderten unentwegt Preissenkungen. 2003 und in den folgenden Jahren verfolgte der Vorstand der Genossenschaft eine Strategie der laufenden Anpassung an die auf dem Rohstoffmarkt herrschende Situation. In der Zeit, in der die Nachfrage noch nicht bekannt war, galt es, Kosten zu optimieren und Mittel für mögliche Investitionen zu sammeln. Wie sich später herausstellte, waren diese Entscheidungen richtig. Die Umsetzung der Sparmaßnahmen sowie der Personalpolitik ermöglichten es, die Zielsetzungen zu erreichen und gute wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen.
Die folgenden Jahre waren geprägt von einer kontinuierlichen Modernisierung der Produktionstechnik und entscheidenden Maßnahmen zur Steigerung der Exportproduktion. Die Teilnahme an ausländischen Messen und Ausstellungen führte zu einem Anstieg des Exportvolumens. Die Genossenschaft stärkt ihre Position auf dem In- und Auslandsmarkt. Wir sind der größte Hersteller von Backblechen und Backformen im Land.
Diese Erfolgsserie wird durch die Ankündigung eines weiteren Hochwassers unterbrochen.
Durch unsere Erfahrungen von 1997 begannen wir Maschinen, Rohstoffe und fertige Produkte vor dem Hochwasser zu sichern. Am 20. Mai wurde der Produktionsbereich für Backbleche ca. 15 – 20 cm überflutet. Am Montag, den 24. Mai, nachdem sich der Wasserpegel gesenkt hatte, begannen wir mit der Reinigung und Trocknung der Halle. Die Produktion wurde nach zwei Tagen wieder aufgenommen. Die geschätzten Verluste beliefen sich auf ca. PLN 300.000. Sie betrafen hauptsächlich Materialien und Fertigprodukte. Die Versicherung übernahm alle Schäden. Trotz der durch das Hochwasser verursachten Schwierigkeiten schlossen wir das Jahr 2010 mit einem sehr guten Finanzergebnis ab und konnten mit voller Zuversicht in die Zukunft blicken.
Den vorgestellten historischen Rückblick der Spółdzielnia Inwalidów INMET zusammenfassend, muss ein großes Dankeswort an alle heutigen und ehemaligen Mitarbeiter für ihren Beitrag zur Entwicklung und zum Fortbestehen der Genossenschaft, die 2021 ihr 70-jähriges Jubiläum feiert, ausgesprochen werden.
Wir sind davon überzeugt, dass ein so gutes und eingespieltes Team die Garantie für gute Arbeit und den Fortbestand des Unternehmens in den nächsten Jahren ist, was wir uns allen vom Herzen wünschen.